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Warum der Dual Fluid Reaktor ahnungslose Kritik aushält und seine Versprechen sehr wahrscheinlich erfüllen wird. Eine Replik

 

Googelt man „Dual Fluid Reaktor“, spuckt die Suchmaschine weit oben einen Blog-Beitrag von Ausgestrahlt aus – einem Verein, der sich mit einem Millionenbudget bemüht, die German Atomangst am Leben zu halten. Sollte man extra erwähnen, dass man hier vieles erwarten kann, nur keine Information?

Normal: Erst Theorie, dann Praxis

Nach einer einleitenden Warnung vor den „Ammenmärchen der Atom-Lobby“ versucht sich der Autor – er qualifiziert sich dadurch, „so gut wie keinen Castor-Transport verpasst“ zu haben – an einer fachlichen Kritik. Zuallererst bemängelt er, die Schmelzsicherung unseres Reaktors sei „bisher nur eine Skizze“. Potzblitz! Wir dachten, so funktioniert Entwicklung: Neue Technologien werden erst auf dem Papier berechnet, bevor sie in die Praxis überführt werden. Dafür braucht es freilich, neben finanziellen Mitteln, auch den politischen Willen. Lustig ist aber, dass ausgerechnet unsere Schmelzsicherung den Praxistest längst bestanden hat – im Flüssigsalzreaktor von Alwin Weinberg, der schon in den Sechzigern erfolgreich lief.

Weiter geht es im Text mit einem Evergreen: Der Verfasser glaubt nicht, dass man ein Kraftwerk bei so hohen Temperaturen betreiben kann, wie wir es vorhaben. Schäden durch Korrosion seien programmiert. Hm. Jetzt fragen wir uns doch, ob der Herr zwar schreiben, aber nicht lesen kann. Diese häufig geäußerte Kritik haben wir schon vor Jahren auf unserer Webseite entkräftet.

Korrosion in den Köpfen

Stand immer schon in unseren FAQ. Also hier nochmal: Bereits seit Jahrzehnten wird zu diesem Thema geforscht, und die Ergebnisse sind vielversprechend. Die für uns infrage kommenden Hochleistungskeramiken, darunter Titan- und Zirkoniumcarbid, sind mittlerweile in sehr hoher Qualität erhältlich. In unserer begutachteten Studie von 2013, hier speziell in Abschnitt 7 „Materials and fabrications“, haben wir diese Keramiken genau beschrieben, belegt durch über ein Dutzend Quellenangaben. Man könnte ihre Eigenschaften sogar noch verbessern, zum Beispiel mithilfe von Yttriumoxid, das äußerst beständig selbst gegen flüssiges Uran bis 1500 °C ist. Was noch fehlt: Wir müssen die geeigneten Materialien einer speziellen Testabfolge unterziehen, um herauszufinden, welche unsere Anforderungen am genauesten trifft. Diese Testabfolge ist zugleich die Grundlage für das Genehmigungsverfahren. Ein alltäglicher Prozess nach Industrienormen, den jedes neue Produkt durchlaufen würde.

Wir wollen gar nichts schönreden: Eine mehrjährige herausfordernde Entwicklungsphase liegt vor uns. Es ist wie bei jeder echten Innovation: Niemand kann genau vorhersagen, welche unerwarteten Hürden sich ergeben werden. Aber wir sind gut vorbereitet: Die Grundlage für unseren Erfolg haben wir und andere über viele Jahre hinweg durch unterschiedlichste Berechnungen gelegt. Zusammen mit unabhängigen Wissenschaftlern haben wir gezeigt, dass unser Design machbar ist. Die entsprechenden Studien sind ebenfalls seit langem auf unserer Webseite hinterlegt.

Antiatomares Floskelbingo

Aber Fakten und Belege interessieren den ausgestrahlt-Autor nicht. Was ihm an Sachkenntnis fehlt, macht er durch Vermutungen und die immer gleichen Floskeln aus dem Antiatom-Setzkasten wett.

Keinesfalls darf eine Warnung fehlen vor den „hochgradig waffenfähigen Stoffen“, mit denen wir angeblich arbeiten. Uff. Natürlich gibt es auch zur Proliferation seit langem eine klare Antwort von uns: Tatsächlich wäre es – noch mehr als in aktuellen Reaktoren – extrem aufwendig, mithilfe unserer Technologie Atomwaffen herzustellen. Man müsste dazu die Anlage komplett umbauen, mit großem Know-how und viel Geld. Wer heute waffenfähiges Plutonium will, wäre schlecht beraten, den teuren und umständlichen Umweg über ein Kraftwerk zu wählen. Deshalb hat Nordkorea Atomwaffen, aber kein Kernkraftwerk. In Südkorea ist es übrigens umgekehrt.

Dann fällt dem Autor ein, dass wir überhaupt nicht „den ganzen“ Atommüll verwerten könnten, zumal den sehr langlebigen und den in Glaskokillen eingegossenen. Woher er diese Information hat, bleibt sein Geheimnis. Tatsache ist: Unser Reaktor ist dafür ausgelegt, jedes spaltbare Material zu nutzen – also den gesamten Müll, der aus Kernkraftwerken stammt, egal in welcher Form. Und wenn der Müll aus ist, nehmen wir eben Waffenmaterial, Natururan oder Thorium.

Technik als Chance

Richtig amüsant wird es nochmal am Ende: Der studierte Historiker schließt mit der Vermutung, unsere eigentliche Intention sei es, „Klimaschutz zu verhindern“. Was haben wir gelacht! Unser CO2-Ausstoß soll, dank unseres effizienten Designs, nicht nur deutlich unterhalb des Werts aktueller Kernkraft liegen. Sondern auch unterhalb des Werts von Windkraft und jeder anderen bekannten Energiequelle. Richtig ist: Wer gegen Kernkraft ist, verhindert effektiven Naturschutz. Und nur wer Technik nicht als Bedrohung, sondern als Chance sieht, macht eine lebenswerte Zukunft möglich. Immer mehr Menschen verstehen das. Ausgestrahlt schimpft lieber über den Einbruch des Faktischen ins Antiatom-Biedermeier. Das halten wir aus.

Foto: © weerapat1003/Adobestock